Biogas-Projekt bei Kinshasa ins Leben gerufen

Die kongolesische Regierung hat am 20.10.2011 das Pilotprojekt „Integriertes Bio Wirtschaftssystem“ offiziell gestartet. Das Projekt hat zum Ziel Produktion und Verkauf von Biogas, u.A. um den Einschlag von Holz zu reduzieren.

Der erste Standort zur Erzeugung von Biogas ist gefunden. Mit Untertützung des UNDP (Entwicklungsprogramm der UN) und des IFAD (internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung soll auf dem Gelände der Domaine de la Nsele in Nsele (ländliche Gemeinde ca. 40 km östlich von Kinshasa) Biogas produziert und verkauft werden.
Mit menschlichen und tierischen Abfällen (Exkremente) soll die Anlage betrieben werden. In diesem Pilotprojekt sollen anfallende Abfälle (speziell Geflügelkot und Rinderkot der Farm) verarbeitet werden. Neben der Biogasproduktion soll Naturdünger erzeugt werden.

Von dieser Technologie verspricht sich die Regierung – vor allen in Stadtrandlagen und auf dem Land – eine Verbesserung der Energieversorgung und Schonung der natürlichen Ressource Wald. Eine Versorgung durch Biogas könnte die Holzkohlewirtschaft einschränken.
Erste Schulungen von Landwirten sind erfolgt und Studenten und Mitarbeiter der UNDP stehen zur Unterstützung zur Verfügung.
Das Projekt soll in den Provinzen Kinshasa, Bas-Congo und Süd-Kivu vorangetrieben werden.


Kühe in Süd-Kivu

Wichtig erscheint uns, dass Biogasanlagen sinnvoll sind, wenn es um die Energiegewinnung aus biologischem Abfall wie Ernte- oder Lebensmittelrückständen oder Fäkalien geht. Die Größe, die hier anscheinend zum Einsatz kommt, bietet sie sich vor allem bei großen Abfallmengen an (z. B. in der Lebensmittelindustrie, in Schlachthäusern, im Gartenbau, in der Stallhaltung, in Krankenhäusern, Schulen, Wohnheimen, auf Marktplätzen). Arme Kleinbauern haben meist zu wenig Vieh, um eine größere Anlage ausreichend und kontinuierlich mit Fäkalien zu versorgen. Da kommen eher Anlagen in Betracht, wie die weiter unten genannten Kleinst-Anlagen.
Die Anaerobtechnologie im Biogasreaktor hat einen doppelten Effekt: Sie erlaubt die Gewinnung von keim(!)- und geruchsfreiem hochwertigem Dünger wie auch die Erzeugung von Biogas, das sich zum Ersatz von Feuerholz beim Kochen, zur Warmwasserbereitung, für Beleuchtung oder in größeren Mengen auch zur Stromerzeugung eignet. Das Verfeuern von Gas ist außerdem wesentlich effektiver (Gaskocher), sauberer und gesünder (kein Rauch, Ruß und Staub).

Auf der Website von Radio Okapi, die diesem Projekt drei Seiten widmet, gibt es teilweise auch kritische Stellungnahmen. So fragt sich ein Leser, wie die Regierung einerseits solche „Öko-Spielereien“ fördern und andererseits große Mengen hydroelektrischen Strom an der eigenen Bevölkerung vorbei ins Ausland verkaufen kann. Diese Frage bezieht sich auf das große hydroelektrische Kraftwerk im Kongofluss, zwischen Kinshasa und dem Meer, in den Inga-Staudämmen. Lesen Sie mehr über den Strom aus den Inga-Staudämmen und seine wirtschaftliche Bedeutung im taz-Artikel von Dominic Johnson Fallhöhe 102 Meter. Allerdings liefern Wasserkraftwerke ja nur Strom und kein Gas. Die dezentrale Gewinnung von Biogas kann dagegen einen wesentlichen Beitrag liefern, den Holzeinschlag zu verringern, weil es ein Brennstoff ist.


Kleine Biogasanlage
im Bau in Botswana

Außer den geförderten Großanlagen müssen kleine, dezentrale Anlagen in ländlichen Regionen geschaffen werden, wie z.B. die abgebildete Anlage in Botswana. Denn diese sind gerade in warmen Ländern besonders preiswert zu bauen, weil dort die Vergärung spontan, ohne zusätzliche Heizung, verläuft. Besonders in vielen indischen Dörfern sind diese Kleinst-Anlagen mit großem Erfolg in Gebrauch.
Ein interessanter Link hierzu aus der Praxis: Die Beschreibung einer kleinen Biogasanlage auf den Philippinen

Und wenn die Sonne die Arbeit machen würde?
Video und mehr auf: http://solarcooking.org/

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